Präsentation

Die Schaukäserei von Pringy-Gruyères erfüllt eine wichtige Werbefunktion. Einerseits fördert sie die Bekanntheit des Gruyère AOP, andererseits wirbt sie für die Region Greyerz und das AOP-Produktionsgebiet. Sie ist ein Schaufenster für den Gruyère AOP und agiert als Schnittstelle zwischen den Besucherinnen und Besuchern und der Branche.

Am 24. Juni 1969 wird in Pringy die erste Schaukäserei der Schweiz eingeweiht. Bundesrat Hans Schaffner, Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements, nimmt an der Eröffnungsfeier teil. Neben ihm sind zahlreiche Gäste anwesend; darunter Vertreter der wichtigsten Schweizer Produktions-, Verarbeitungs- und Handelsunternehmen, die im Agrar- und Milchbereich tätig sind.

Aus der Rede von Bundesrat Schaffner zur Einweihung: “Diese realistische und sicher wirksame Propaganda an einem weltweit bekannten Touristenort wird zweifellos dazu beitragen, das Image des Gruyère weiter zu stärken und den Markt für andere Schweizer Milchprodukte im In- und Ausland zu öffnen.”

Etwas zur Geschichte:

Bereits Anfang der 60er-Jahre verfolgten die betroffenen Kreise das Ziel, die Vermarktung von regionalen Produkten und insbesondere von Gruyère zu fördern. 1964 lieferte die Landesausstellung in Lausanne den Input für zahlreiche Ideen. Beides trug massgeblich zur Gründung der Genossenschaft Laiterie de Gruyères bei.

Die Gründung der Genossenschaft erfolgte schliesslich 1967 unter dem Vorsitz von Henri de Gendre, Nationalrat, durch die Molkereigenossenschaft Greyerz. Daran beteiligt waren Jean Murith, Präsident der Milchproduzenten von Greyerz; der Zentralverband Schweizerischer Milchproduzenten mit W. Sollberger, Direktor, und Jacques Pasquier, Westschweizer Sekretär; die Käseunion mit Notar Peter Best; der Freiburgische Milchverband “Bergzone”; Jules Chardonnens, Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts in Grangeneuve und Vize-Präsident. Sie nahm eine Pionirrolle ein. Auf Anregung von Herrn Jörg Grünig, Werbeleiter beim Schweizerischen Käsehandelsverband, der die Idee einer Schaukäserei in Gruyères vorgebracht und getragen hatte.

Die Freiburger Bauerngewerkschaft „Fédération des Syndicats agricoles du canton de Fribourg“ erhielt den Auftrag, die Käserei innert zwei Jahren zu errichten. Jean Magnin übernahm die Bauaufsicht und leitete die Käserei danach während mehrerer Jahre.

Die ehemalige Molkerei von Gruyères war veraltet. Sie wurde den Bedürfnissen der Besucherinnen und Besucher nicht mehr gerecht, die mitverfolgen wollten, wie dieser berühmte Käse hergestellt wird. Zu jener Zeit empfing das Schloss Greyerz 120’000 Touristen im Jahr. Man rechnete damals damit, dass ein Drittel davon der Käserei einen Besuch abstatteten würde. Dies entsprach 35’000 bis 40’000 Personen – diese Zahl wurde weit übertroffen. Mehr als 100’000 Personen besuchten im Eröffnungsjahr die erste Schaukäserei der Schweiz.

Architekt: Jean-Claude Lateltin

Bauingenieur: Jean Barras

Technik: Claude Steiner, Ingenieur Agronom, zuständig für Forschungen im Bereich Käsereiwirtschaft an der ETH Zürich

Investition: 1,7 Millionen

35 Produzenten lieferten 1,5 Millionen Liter Milch pro Jahr. Ein rechteckiges Kessi (dänisches System) von 4ʼ100 Litern und ein klassisches rundes Kessi von 1ʼ400 Litern ermöglichten die Herstellung von 9 Käsen pro Tag. Die Keller waren für 1ʼ000 Gruyère-Laibe geplant. Die Bewirtschaftung wurde der Cremo SA übertragen und die ersten Käse stellte Joseph Cotting her, auf ihn folgte Joseph Fragnière.

In einem 15-minütigen Film erklärten der Sprecher Ignace Charrière und der Schauspieler Paul Pasquier die verschiedenen Schritte zur Gruyère-Herstellung. Die Texte des viersprachigen Films stammten von Emile Gardaz, die Bilder von Marcel Imsand, die Musik von Henri Scolari und die Geräuscheffekte von Claude Blanc.

1972 kam die Milch von Estavannens zur Verarbeitung nach Pringy.

1977 wurde die Milch vom Intyamon übernommen, nachdem sich Nestlé dort zurückgezogen hatte. In der Folge unterzog Präsident Jean Savary die Molkerei einer Vergrösserung und einem Lifting. Die verarbeitete Menge stieg auf 4 Millionen Liter Milch. Die Besuchergalerie wurde mit einer Glasscheibe abgetrennt, ein Treppenlift installiert, das Treppenhaus mit Bildern von Herrn Bataillard geschmückt und im Laden eine Kühlvitrine eingebaut.

1986 schlug Paul Bourqui, Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts in Grangeneuve, die Schaffung einer Gruyère-Route vor. Die Idee mündete in ein einen “Käsereienlehrpfad”, der 1994 eingeweiht und im Frühling 2015 komplett saniert wurde.

Ab 1990 ging die Zahl der Besucherinnen und Besucher zurück. Ein Grund dafür waren die veralteten Einrichtungen und die ungenügenden touristischen Infrastrukturen. In Spitzenzeiten verzeichnete die Käserei eine Besucherzahl von 312’000, welche im Jahr 1997 auf 190’000 sank.

1997 fiel der Entscheid, die Sorgenorganisation Gruyère in Pringy anzusiedeln. Dies verlieh dem Standort noch mehr Bedeutung. Unter dem Vorsitz von Georges Godel, Präsident der Genossenschaft Laiterie de Gruyères von 1996 bis 2007, entstand die heutige Käserei.

Im Mai 2000 hat die Schaukäserei La Maison du Gruyère ihre Pforten geöffnet. Die renovierte Käserei ist auf dem neusten Stand der Technik und verfügt über einen neuen Lagerkeller. Die interaktive und spielerische Ausstellung spricht alle Sinne an. Von der Besuchergalerie direkt über der Käserei können die Besucherinnen und Besucher drei- bis viermal pro Tag die Käseherstellung beobachten. Die neue Schaukäserei widmet sich voll und ganz dem Gruyère AOP. Ergänzt wird das Angebot durch einen Multifunktionssaal sowie ein Restaurant und den Marché gruérien, beide geführt von Passaggio.

Architekt: Architekturbüro F. Dupont & B. Devaud

Bauherr: Genossenschaft Laiterie de Gruyères

Technische Studie zur Käseherstellung: Nyffenegger Food Systems

Investition: CHF : 9’695’000.-

Die “Fédération des sociétés fribourgeoises de laiterie” unter der Führung von Direktor Clément Moret wurde, mit der Überwachung dieser Rekonstruktion sowie dem Management der “La Maison du Gruyère” und der Genossenschaft “Laiterie de Gruyères” beauftragt.

Ende 2012 kaufte die Genossenschaft “Laiterie de Gruyères” die Verkaufsfläche zurück, die bis dahin unter fremder Leitung gestanden hatte. Zunächst hatte sie Passaggio während 2 Jahren unabhängig geführt, danach Jean-François und Paola Perret während 10 Jahren.

Der Marché gruérien wird seither von der Genossenschaft geführt. Er hat eine neue Einrichtung erhalten und rückt nun die Produkte aus der Region und von lokalen Gewerblern in den Vordergrund. Daneben stehen weitere Konfiseriewaren und Souvenirs im Angebot. Das Restaurant der “La Maison du Gruyère” führen Christian und Eva Chassot-Saerens. Es ist von “Produkte aus dem Freiburgerland” anerkannt. Auf dem Menü des Restaurants stehen Gerichte mit Gruyère AOP sowie regionale Spezialitäten, alle zubereitet mit frischen und hochwertigen Zutaten.

Investition: CHF : 500’000.-

Heute liefern je nach Saison 30 bis 35 Produzenten über 6 Millionen Liter Milch, die zu Gruyère AOP verarbeitet werden. Die Käserei stellt täglich 48 Laibe her, dazu werden 4 Kessi von je 4’800 Liter verwendet. Der Keller fasst 7’000 Laibe. In der Käserei wird auch Vacherin Fribourgeois AOP hergestellt. Jacques und Nicolas Ecoffey üben seit Dezember 2004 in der “La Maison du Gruyère” das Handwerk des Käsers aus.

“La Maison du Gruyère” hat 2019 mehr als 670’000 Gäste empfangen, davon haben rund 186’000 die Ausstellung  “Le Gruyère AOP, voyage au cœur des sens” (als Erlebnis der Sinne) besucht.

Das oberste Organ der Genossenschaft Laiterie de Gruyères ist der Verwaltungsrat. Er besteht aus 9 Mitgliedern, die sich aus Milchproduzenten und Vertretern der Branche zusammensetzen. Philippe Bardet, Direktor der Sortenorganisation Gruyère, ist seit 2007 Präsident.

Die Geschäftsführung der Genossenschaft “Laiterie de Gruyères” wird von Fabienne Porchet sichergestellt. 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (zusammen 13 Vollzeitstellen) arbeiten am Empfang, im Marché gruérien, in der Administration, in der Milchannahme in der Sammelstelle und im Hausdienst.

Die Zukunft nimmt Gestalt an, und im Juni 2017 wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Anfang 2018 wurde der Gewinner bestimmt, nämlich das Projekt “Mujyà” des Architekturbüros Frundgallina SA in Neuenburg. 2019 wurden die Agenturen Wapico und Ciné3D, bzw. René Walker und die Brüder Frédéric und Samuel Guillaume, für die Museographie ausgewählt.

Zwischen 2028 und 2023 hat Philippe Voillat als Projektleiter die Entwicklung der “La Maison du Gruyère”  begleitet. Christophe Clément diese Ausgabe weiterführt.

Stand : Januar 2024